betriebsausflug

Von | 27. April 2007

 

kunstverein braunschweig

ein ausflug nach braunschweig. immer dachte ich, braunschweig bestünde nur aus schrecklich breiten, lauten, nervigen Straßen. das kommt davon, wenn man immer nur vom bahnhof zu einem bestimmten ziel eilt und dann straight wieder zurück. mittwoch entdeckte ich, dass das verkannte städtchen eigentlich auch ganz gut „grünschweig“ heissen könnte… den vormittag verbrachten wir mit einer stadtführung, der ich akustisch nicht folgen konnte, machte aber nichts. es gab einiges zu sehen und zu entdecken, was nicht erklärt werden musste.

nach dem mittagessen zerstreute sich der kollegenkreis zum shoppen, elektrische eisenbahnen anschauen, bummeln. ich rannte (nun wieder auf einer dieser breiten brummenden stinkenden straßen), um den kunstverein zu suchen und nach etwas hin und her auch zu finden. zwei stunden verbrachte ich in den kühlen räumen, alte villa, knarrende dielen, schöner blick in einen park. die installationen einer schottischen künstlerin (claire barclay) wirkten auf mich teils banal, teils aber auch auf- und anregend. in einem großen saal mit parkett und zwei fast wandhohen spiegeln hatte sie eine konstruktion aufgebaut, die an eine festtafel erinnerte. die plätze hielten ovale spiegel besetzt, alle halb blind durch einen schlierigen film, der darüber lag; wie eine heruntergerutschte decke hing über einer tischkante ein stoff, mit ornamenten versehen, auf den ersten blick ästhetisch sehr ansprechend. bei näherem hinsehen erwies sich das ornament als die darstellung eines magen- und darmtrakts mit diversen veschlingungen und gleich hatte ich die assoziation, dass dann auch ganz gut die schlieren auf den spiegeln von einer gewaltigen kotzarie hätten verursacht sein können – das große fressen – oder so… war ein raum, in dem mir dann etwas mulmig wurde und ich floh in den ersten stock,

wo ich in einem teil der ausstellung plexiglaswände vorfand, die ein junger berliner (Tobias Buche) mit fotos beklebt hatte, über- und unterbelichtet, verwischt, auch mal klar, alte zeitungsfotos, aufgeladen mit erinnerungen, der kniefall willi brandts, der bruder des künstlers, sich das hemd zuknöpfend, alles schwarzweissbunt durcheinander. der künstler gab in einem text Aby Warburg, Heinz Emigholz und Jacob Holdt als inspirationsquellen für seine installationen an. bisschen rolf dieter brinkmann wars aber auch irgendwie. im anderen teil waren mehrfach gefaltete, dann angekohlte ausleihquittungen von büchereien zu sehen. die kokeleien waren mit einer strengen regelmäßigkeit gesetzt, die quittungen nach dem anbrennen und auspusten wieder auseinandergefaltet worden – gab nette geometrische bilder, auf denen man nebenbei noch einiges über die lesegewohnheiten des künstlers erfahren konnte.

also – nach braunschweig fahr ich sicher bald wieder mal…

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