clean

Von | 4. Februar 2014

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ich musste dringend aufs klo. das war im hauptbahnhof, und das kostet, wenn du nicht an dich halten kannst. aber du kriegst auch was dafür. echt! erste sahne! ach was, sahne, sahne ist nicht weiss genug. eher frischer schnee im sonnenschein. blendend. so ein überirdisches strahlen, so ein heiliger glanz! und das im hauptbahnhof. ein heiliger ort, ein hort der hygiene. eine alte weisshaarige frau kommt dir entgegen, reicht der blonden hinter sich (tochter?) eine bürste, sagt: schöne bürste! so eine kauf ich mir auch! die tochter nimmt die bürste mit verrutschtem lächeln und streicht heimlich die langen weissen mutterhaare heraus. du stehst vor der schranke, drückst eine münze in den opferschlitz, es klackt und du stehst im vorzimmer zum paradies. zwei weisse engel, männlich, hellblond, ziehen ihre wischmopps über den strahlenden boden, vorsorglich, falls. verwirrt suchst du den einlass in die begehrte kammer. einer der engel deutet wortlos auf die leuchtzeichen über den türen: rot. grün. du wählst grün und bist allein im weiss; in der schüssel die hinterlassenschaften der vorgängerin, urin und klopapier. wo ist der knopf, die strippe, der drücker für die wasserspülung? der ort ist hermetisch, gibt seine geheimnisse nicht preis, nicht einfach so, nicht mühelos. ah, dort  hinter dem klobecken, ganz dicht am boden, ein schalter. ein tritt dagegen und ein dezentes rauschen setzt ein, urin und klopapier strudeln davon. der zustand der reinheit ist wieder hergestellt und du tust das dringende. beim händewaschen bespritzt du versehentlich die blanken fliesen unter dem spiegel und fliehst panisch in die bahnhofshalle aus furcht vor der rache der engel. denn du hast durch deine nachlässigkeit das paradies verschmutzt. sind nicht schon mal welche mit dem flammenschwert hinter schmutzfinken hergeeilt? NEE! mit mir nicht!

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