der herr der weissen schatten in roten schuhen

Von | 17. Juli 2016

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Alexander lernten wir kennen in den späten 80er/frühen 90er jahren. die Neue Galerie existierte noch nicht so lange, wir wurden als scheinbar etwas blauäugige youngster von der etablierten galerienszene etwas herablassend beäugt. Alexander war das schnurz, er sagte zu, bei uns auszustellen, was uns eine ehre war. seine arbeiten waren weiss, geometrisch, mit kehlungen, erhöhungen, feinen schnitten in der makellos glatten oberfläche.

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der reichtum seiner auf den ersten blick sehr kühlen arbeiten erschloss sich erst so richtig, wenn man sich zeit damit ließ und einige stunden in ihrer gesellschaft verbrachte; mit dem lauf der sonne immer wieder die bilder betrachtete. dann wurden sie höchst lebendig, die schatten wurden flacher, tiefer, grauer, heller, manchmal richtig dunkel. einen nachmittag lang durften wir mit kaffee und kuchen bei ihm und seiner frau daheim verbringen und erlebten auch dort das wunder der wandlungen. seitdem waren wir fans seiner „Modulationen“.

lange hatten wir uns nicht gesehen, dann stießen wir in der zeitung auf eine kleine notiz: https://www.linden-entdecken.de/3244/neue-ausstellung-im-kuechengartenpavillon-alexander-jonischkies-collagen-ausgewaehlte-materialbild/

also auf, hoch auf den Lindener Berg, zum Küchengartenpavillon http://www.quartier-ev.de/kp.php

wir treffen Alexander an, immer noch groß, schlaksig, lässig, in jeans, mit roten turnschuhen. die freude ist groß, auf beiden seiten. er erzählt, was los war in den letzten jahren, die kunst, die gesundheit, naja, das laufen fällt schwerer. na, sagt er, 90 bin ich jetzt, was will man machen. man kann es kaum glauben, wenn man ihn sieht und ihm zuhört, lebhaft, begeistert, mit viel feuer, ganz wie früher. die großen weissen arbeiten, sagt er, packt er nicht mehr. jetzt sind es kleine formate, wunderbare collagen aus pappe, karton, alltagssachen, die bei den meisten menschen im papiermüll landen würden. Alexander aber hat ein gutes auge dafür, was in ihnen steckt. landschaften, hochhausschluchten, steilwände – oder sind es ganz andere dinge, die vor unseren augen entstehen? er lächelt. naja – jeder macht sich ein anderes bild, nicht wahr. fast zwei stunden verbringen wir zusammen, dann wird es zeit zu gehen. der Küchengartenpavillon schliesst für heute. wir kommen wieder…

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4 Gedanken zu „der herr der weissen schatten in roten schuhen

  1. Quer

    Wie schön, dieses Miteintauchen in eine Biografie und diese feine Kunst.
    Ja, das muss ein echter Grandseigneur sein!

    Mit lieben Grüssen zum Wochenbeginn,
    Brigitte

  2. Sylvia Beitragsautor

    das ist er! und ich mag, wie er sich immer wieder neues ausdenkt und noch immer lust am entdecken und spielen hat. das macht mut…
    dir eine feine woche!
    lieber gruß
    Sylvia

  3. Sylvia Beitragsautor

    Kommentar von Sonja:

    Klasse und so inspirierend!
    Er muss sehr besondere Augen haben. Sonst hätte er diese Papierarbeiten nicht machen können.
    Papiermüll – klar hätten das die Kunstbanausen gemacht…
    Gruß zu dir

  4. Sylvia Beitragsautor

    besonders besondere augen;-))). danke, Sonja!
    lieber gruß zurück
    Sylvia

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