erste büchertanke

Von | 24. März 2007

ein kleiner raum in der grundschule, versteckt am ende eines langen gangs, regale mit büchern, die nicht auf den
ersten blick ihren namen verrieten. nur eine nummer, die auf dem bücherrücken klebte. eine lehrerin, die alle diese bücher in rotes, blaues oder grünes papier eingebunden hatte – sie saß dort mittags an einem kleinen tischchen und wartete auf kundschaft. auf uns mit den aufgeschlagenen knien, auf uns mit dem verlegenen kinderkichern, auf uns mit
den neugierigen augen und ohren und fingern. sie schenkte uns aufmerksamkeit, hörte zu, empfahl. sie schenkte uns atemlose stunden mit der taschenlampe unter der bettdecke, lange nachdem vater sein letztes “machst du jetzt endlich das licht aus!” gerufen hatte. schon die mutter hatte darauf geachtet, dass auf jedem geburtstagstisch, unter jedem tannenbaum mindestens ein buch lag – aber hier war etwas neues aufgebrochen, eine quelle, die unversiegbar schien, die bei jedem tiefen sprung dort hinein neue bücher, neue welten, neue heldinnen und helden her-
vorbrachte. und an schlimmen, miesen mausetagen konnte man darin versinken, zwischen zwei buchdeckeln verschwinden und in die rolle der starken, unangreifbaren schlüpfen. und wenn man wieder raus-
kam, war man ein stückchen gewachsen.

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