experimente II.

Von | 18. Mai 2015

eines tages bastelte ich aus einem foto, einem zahnstocher und einem stück draht eine winzige stabpuppe. die hexe hielt ein schild hoch, darauf stand „carpe diem“. ich setzte mich in eine straßenbahn der linie 6, drückte ein stück knetgummi in eine vertiefung am fenster, steckte die hexe hinein und ließ sie mitfahren. im nächsten abteil nahm ich platz und beobachtete, was geschah. nämlich nichts. niemand sah die hexe, alle schauten auf ihre smartphones, auch der junge redakteur der HAZ. die hexe fuhr spazieren und niemand merkte es. bis auf zwei jungs, vielleicht 18 jahre alt. sie knufften sich, kicherten, machten fotos. das freute die hexe. ansonsten war sie etwas enttäuscht. ich nahm sie wieder mit, tröstete sie und setzte sie aus auf einem stromkasten vor dem haus gegenüber. vom balkon aus passte ich auf sie auf. eine frau kam die straße entlang. fast war sie vorbei, dann stutzte sie, drehte um und entdeckte die hexe. die frau sah sich um, flink verstohlen, streckte die hand aus und steckte die hexe in ihre einkaufstasche. ich bildete mir ein, ein frenetisches kichern zu hören. aber das war sicher nur eine halluzination.

carpe

anmerkung: das foto war schon mal auf diesem blog zu sehen, die geschichte dazu hab ich jetzt nachgeliefert…

6 Gedanken zu „experimente II.

  1. Quer

    Ach, ist das schön! Deine Experimente verhexen, pardon, verzaubern mich sehr!

    Ja, „carpe diem“!

    Mit liebem Gruss,
    Brigitte

  2. sylvia

    es freut mich, wenn es dich verzaubert;-)))… mal sehn, was mir noch so einfällt…
    ein verzauberter gruß fliegt zu dir
    Sylvia

  3. wildgans

    Das ist ja wohl das Beste, was man so mit seinem Leben anfangen kann! Das mit dem Nasenball und das jetzt mit der Hexe.
    Vielleicht könnte man sowas „Kunstsoziologie“ nennen- oder feine Übungen zur Achtsamkeit – oder…
    Auf jeden Fall begeistern deine „Experimente“ mich!
    Gruß von Sonja, die heute wieder mit dem Enkel leere Schneckenhäuschen in der Vogeltränke schwimmen ließ

  4. sylvia

    danke Sonja, das erfreut mein herze! manche nennen es albern, aber für mich sinds wirklich „feine Übungen zur Achtsamkeit“. weitere werden folgen, immer mal wieder.. hab freude mit schwimmenden häuschen und den enkel!
    herzlicher gruß
    Sylvia

  5. Brigitte

    Ich hoffe, dass dies erst der Anfang einer bezaubernden Experimentenreihe ist!
    Wenn ich etwas mehr Zeit hätte, würde ich sofort mit dir in solche Abenteuer steigen! So quasi ein Kulturvergleich zwischen Deutschland und Frankreich 😉
    Hokuspokus Simsalabim
    Brigitte

  6. sylvia

    freut mich, liebe Brigitte, dass dir die experimente gefallen! vielleicht kannst du ja in Frankreich auch so ’ne kleine Reihe starten, das wäre doch was. vielleicht ist das ja ansteckend und wird worldwide:-)))!
    ja, ich möcht schon immer mal wieder so kleine sachen machen, hin und wieder…
    herzliche grüße
    Sylvia

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