gestern

Von | 11. Mai 2010

gestern war alles schwarz. das fenster offen zum himmel hin, doch nicht der leiseste wischer einer augenweide. schon lange war das so, viele lange wochen hatte er gedacht, es würde nie mehr eine andere farbe für ihn geben als dieses finstere schwarz da draußen. er zog die vorhänge zu und lauschte nach innen. ganz tief hinein stieg er, ganz hinein in seine heimlichen höhlen und kammern, und verweilte, lang. nicht heller war es dort, nicht heller als draußen. da konnte er genauso gut hier sein. doch je länger er verweilte, umso mehr entdeckte er. entdeckte, wie die schatten so vielfältig waren, nicht einfach schwarz, nein, auch grau auch hellschwarz und braun, kieselgrau, regengrau, auch mauseschwanzgrau, rosa sogar. er schaute und schaute, bis die schatten begannen, blüten zu treiben, noch mehr, noch mehr! er jauchzte, sprang auf, zog die vorhänge vom fenster und rief: es ist ja frühling! und ich habe es gar nicht bemerkt!

projektapril3

Ein Gedanke zu „gestern

  1. Dietmar

    du hast recht, er hat es übersehen, hat
    sie vielmehr nicht überschaut, die vielfältig
    herumhüpfenden und flatternden Spielarten.
    Alle legen sich im Grau schlafen, um dann
    in lebhaften Tönen von darunter oder daraus hervorzuspringen.
    Vielleicht ist das Grau für diese munteren
    Wesen aus Klang, Licht und Geruch auch
    das Netz, das unter ihnen ausgespannt bleibt,
    wenn sie in schwindelnden Höhen herumturnen.

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