im juni vor jahren [st. petersburg)

Von | 7. Februar 2006

um elf uhr nachts im pappelschnee waten, den der wind aus den zweigen reißt – zur newa! zum klapprigen kahn, der freudig hopst unter jedem tritt. wodka und gläser und früchte, leinen los und schau!: den film „weiße nächte“ in cinemaskope; steinriesengeschmeide, goldorangenes schimmern der palastwände; ein grandioser fast-sonnenuntergang in multicolour und links hängt der mond riesig und halb über den häusern. selbst in den betongebirgen an der mündung zum meer funkeln die fensterscheiben hinter denen kinder wohnen mit harten augen und kunststoffpullovern; ich weiß es, ich sah sie tags in den straßen sachen verkaufen, abgegriffene zerknickte ansichtskarten, die keiner wollte. ein junge mit huskyaugen sprach mich an und ich verstand kein wort, ich antwortete ihm und er verstand kein wort; dann redeten wir mit händen und füßen und wir lachten und ich schenkte ihm einen schokoriegel und schämte mich. jetzt wendet der kahn und wir sehen die brücken hochgehen, eine nach der anderen in den hellen himmel sich heben und das wasser duftet nach nixenhaut, blaugolden in netzen aus sanft atmenden schatten. weiße nächte, schneestürme im sommer… du! gib mir noch ‚nen wodka, diese nächte versäumt man nicht in zimmern.

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