im staub kriechen

Von | 27. Juni 2014

sagt einer „staub“ denk ich grau. es gibt aber rotenschwarzengelbengrünen undsoweiter staub. das denk ich nur nicht mit, im alltag. heut war einer, gesicht schwärzlich-bunt leuchtend, alle falten fein geknittert konnt man zählen. draus heraus hats knallblau gefunkelt, das warn die augen. die hände auch schwärzllich-bunt, die klamotten, die schuhe, das käppi. auf einem sitzkissen rutscht er rundherum um seinen staubsee, streut pigmente, wischt, nimmt kreide, schreibt: „bin ein künstler, leider ohne geld. facebook Helmut artiste“. um sein gemälde herum stehen blechschüsseln. manchmal wirft einer ne münze. nein, oft. die leute staunen, fotografieren. wieviele kreiden, frag ich ihn blöd, gehn drauf für ein gemälde? er lacht, ich weiss nicht, ich  zähl sie nicht. die leute freuen sich, wenn ich komme, sagt er.Helmut artiste kommt rum sagt er. nichts schöneres gibts als das hier. nichts schöneres. morgen frag ich ihn, wie er damit leben kann, dass in jedem moment ein platzregen alles kaputt machen kann. so viele stunden, so viele kreiden, so viel schweiss, so viel staub. ich stehe und schaue. am liebsten reiste ich mit für eine weile. schon lange juckt es mich. ashes to ashes? sysiphos? eine eigenartige schwarzbunte echte schönheit. alles staub.

pigment man2   pigment man1

5 Gedanken zu „im staub kriechen

  1. wildgans

    Der lebt so voll anders wie wir. Und so ganz und gar nicht unglücklich. Diese Lebensgeschichte würde ich gern hören!

  2. rosadora

    das hat etwas gemeinsames mit den sandbildern der Navajo indianer und den sandbildern im tibet
    es ist meditation gebet und existiert nur im augenblick des entstehens
    das danach ist völlig unwichtig – es muss verschwinden um neuem platz zu machen
    ob er sich dieses vorgangs bewusst ist kann ich nicht ermessen
    die lebensgeschichte gäbe erklärendes
    aber auch wenn er es ohne absicht tut ist er ja glücklich wie du schreibst
    frag ihn nicht er weiss es nicht – denke ich….

  3. seelenruhig

    Faszinierend! Bunter Staub – vergängliche Kunst…
    Gestern waren wir in aller Ruhe im Nachbardorf auf der Skulptura. Sehr beeindruckende Sachen dabei – würde dir sicher auch gut gefallen. Vor allem die Standorte, die von den Künstlern mit ausgewählt wurden. Ich fühlte mich danach so inspiriert – voll wie ein nasser Schwamm – so viele Gedanken, Ideen… ich frage mich immer wo das in mir hingeht – dieser feinstoffliche Satz – der dann irgendwo in mir Platz nimmt. Kunst – ist einfach so spannend!

    liebe Grüße von Ellen

  4. sylvia

    ich danke euch! ja, kunst ist spannend und aufregend und anregend und überhaupt ein grundlebensmittel:-))).
    rosadora, das mit den Navajos und den Tibetern ist ein kluger hinweis, danke dafür. einen unterschied aber gibt es glaub ich – der stadtmaler läuft immer gefahr, sein werk nicht „vollenden“ zu können. aber heut hab ich ihn gesehen – nach dem nächtlichen regen hat er einfach wieder „aufgefrischt“:-))).
    schöne wochenendgrüße
    sylvia

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