jemand hat mich aus dem see gezogen

Von | 13. Dezember 2008

eissee

jemand hat mich aus dem see gezogen. mein gaumen ist wund
vom haken, an dem ich hing. ich zapple auf dem feuchten gras.
jemand stellt seine schuhe neben mich. jemand flüstert: lass
uns tauschen! das schweigen wird groß zwischen uns und ich fühle
meine haut stumpf werden unter den blicken der sonne. jemand raucht.
jemand legt seine kleider neben mich. im schattigen
schilf schnattert leis‘ eine ente im schlaf. schritte entfernen sich.
nein warte, rufe ich, es ist nicht so, wie du denkst. stille zittert
wie das gras, in dem ich liege. wessen körper taucht in das wasser,
wessen haut netzt es, während ich hier vertrockne? ich krieche in das
hemd und schon wachsen mir flügel, weiss und unendlich stark. warte,
rufe ich, warte. doch die flügel wachsen in die luft, ziehen mich
in die bläue und ich sehe von oben im gras meine haut liegen, meine
graue haut, die ich zurücklasse dort am ufer während ich fliege,
fliege, fliege, in einem gewaltigen schwanengesang.

Ein Gedanke zu „jemand hat mich aus dem see gezogen

  1. seelenruhig

    Tränen in den Augen…. sehr zu Herz gehend..

    liebe Grüße und einen guten Start in die neue Woche wünscht Ellen

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