vermöbelt

Von | 24. Januar 2019

früher gabs hier einen laden, der alles hatte. geschirr, bratpfannen, sparschweine, waschmaschinen, kühlschränke, lose schrauben, tapetenkleister, nägel, hammer, blumendraht, bratenwender. ich weiss nicht was noch alles – wenns an irgendwas fehlte, ging man zum Conny. der Conny hatte irgendwann sein alter und ging in rente. weg war die pracht. manchmal trifft man ihn noch im viertel und er scheint glücklich zu sein. er strahlt, er erzählt und wirkt tiefenentspannt. nur wir verdrücken noch immer manchmal (heimlich) ein tränchen.

wir waren alle gespannt. und auch ein bisschen besorgt. WAS kommt denn jetzt wohl hier rein? es dauerte auch, lang rührte sich nichts. die wochenmarktgerüchteküche freitags am käsestand kochte. bange vermutungen wie: ach wohl noch ne bank, nochn makler, nochn nagelstudio. nochn bäcker? och nääää!

und nun, endlich, wissen wir es: gebrauchte möbel. aber welche von der chicen sorte. klassiker, so aus den 60er, 70er jahren, manchmal bisschen älter, aber alles gediegen. man grüßt und sagt hallo zu den teilen, sie kommen einem vor wie alte bekannte, wie onkel und tante. der omaplüsch, der gelsenkirchener barock ist hier nicht zu finden. coole ledersessel, teak, schnittige sideboards, beistelltische, buchregale, alles stromlinienförmig. man kann schon mal sti(e)laugen kriegen. aber nein, wir haben ja schon alles. neulich guckte ich mal wieder ins schaufenster und verliebte mich schlagartig. immer, wenn ich vorbeigehe, guck ich hin und denke: ach! ach! da ist eine wirklich kleine süße stehlampe (im omastil!) mit dem üblichen seltsamen hellen rundschirm. aber sie steht nicht langweilig auf einem bein rum. es sind vier beine, die gehören zu einem tischchenähnlichen dings. zwei kleine ablagen, ich glaube oval, warten auf die bücherstapel, die unbedingt vernascht werden wollen. sie ist so! rührend! immer hoffe ich, dass sie noch da ist. es fallen mir geschichten dazu ein. ich sehe eine nachdenkliche, dennoch fröhliche person da sitzen (in meiner phantasie) und tag und nacht in den büchern schwelgen. wenn sie morgen noch da ist, (die lampe!) mache ich ein foto. das obige ist durchs schaufenster eines ähnlichen ladens in der innenstadt geknipst. also eigentlich ein platzhalter. für das eigentliche. morgen ist markt. da geh ich da mal rum.

6 Gedanken zu „vermöbelt

  1. Quer

    Oh, da bin ich ja so gespannt auf das kleine, alte, wunderbare Mehrzweck-Lampenmöbel.
    Es scheint ein feiner Laden zu sein, der hier die Türen öffnete und dich zu feinen Geschichten inspiriert.
    Einen lieben Abendgruss,
    Brigitte

  2. Sylvia Beitragsautor

    wir sind alle sehr froh darüber. und er ist sogar sehr gut besucht.
    kann also was werden!
    einen lieben abendgruß schick ich dir auch!
    Sylvia

  3. Hausfrau Hanna

    Ich seufze,
    liebe Sylvia,
    weil es mir (einerseits) auch so geht: Ich habe alles!
    Andererseits…

    Danke für diese deine wundervolle Geschichte über den Nachfolgeladen von Conny 🙂
    Ich freue mich auf die Fortsetzung (mit Bild!)

    Lieben Gruss nach Hannover
    Hausfrau Hanna

  4. Sylvia Beitragsautor

    ja nicht wahr. alles da! und denoch… aber ich
    reiss mich zusammen. zu viele haushaltsauflösungen
    haben mich ein wenig „belehrt“.
    viele grüße nach Basel
    Sylvia

  5. mona lisa

    In Marburg gab’s auch so ein Kramlädchen – bei ihr konnte man alles Mögliche für den Haushalt bekommen, immer verbunden mit einem Lächeln, guten Worten, einem Glas Wasser oder was man auch immer brauchte. Ich war echt traurig, als sie aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste.
    Bin auf das Foto des Nachfolgerladens gespannt. Hört sich interessant an.

  6. Sylvia Beitragsautor

    das will ich unbedingt versuchen – ein schönes foto machen vom nachfolgeladen. derzeit
    mag ich aber nicht hingehen, es trieft und tropft und nässelt, brrrrr. aber es kommt –
    versprochen!
    liebe grü´ße
    Sylvia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert