wieder

Von | 17. Mai 2015

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wieder stehst du in einer wohnungshülle. der fade geruch des verschwindens. die unbewohnten jacken und mäntel. die leeren ärmel und hosenbeine. im bett der abdruck eines schweren körpers. lakenklumpen kissengebirge weiss zerklüftet. stilllebengruppen aus pillendosen, -streifen, -schachteln. ein wasserglas. ein kleines küchenmesser, obst, eine flasche fanta. in den bilderrahmen fotos, erinnerungen, eingefrorenes früheres leben, lachen. bücher. manuskripte gehaltener reden. kluge gedanken in winziger schrift. du streifst durch die räume, findest ihn nicht. anwesenheit nur in diesen verlassenen dingen. bleibt nur das? nein, auch das bleibt nicht. bald gehört diese hülle jemand anderem, der sie neu belebt, befüllt mit sachen. und mit sich und mit einem anderen leben. da sitzt du in seinem sessel. tränen wollen nicht kommen. der fluss ist verstockt und versandet. da liegt noch die nagelschere wie lange noch, da steht der rollator bis wann? nimm dir was du möchtest, sagt einer. du packst dir ein kleines kistchen mit fotos, drei bücher und gehst. schlurfst die treppe runter, schwere im kistchen und hinter den rippen.

doch nun, tag für tag, auferstehung. weisst du noch dies und weisst du noch das? leute erzählen, schreiben: also mir hat er mal gesagt: … ein kleines kind von früher erzählt wie es getröstet wurde. einer sagt, mann, was haben wir uns manchmal gezofft. ich krame im kleinen kistchen. und nun fliesst es, das verstockte.

2 Gedanken zu „wieder

  1. Quer

    Oh, das hört sich nach einem nahen und herben Verlust an! – Poetische Versuche des Verstehens und Erfassens. –
    Ganz herzliche Beileidswünsche meinerseits und
    leise Grüsse,

    Brigitte

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