tipp

Von | 9. Januar 2012

ein mann macht sich auf, will von Zürich aus mit der bahn nach Beirut reisen. der zug fährt ab und der mann merkt plötzlich, dass er seinen fotoapparat vergessen hat. welch ein schreck mag das gewesen sein, welch kribbelige kratzige panik hat sich ausgebreitet? mir jedenfalls wäre es so ergangen – nicht, niemals ohne meine kamera! vielleicht aber hindert die allgegenwärtige kamera ja auch das schreiben? das beschreiben? das notieren, skizzieren? ein knips und alles ist im kasten – da schau, alles ist gesagt. der mann, der die kamera vergaß, Peter K. Wehrli, hatte vielleicht zunächst auch einen schreck. doch dann entwickelte er eine strategie: alles, was ihn „ansprang“, einen starken impuls zum fotografieren auslöste, jeder gegenstand, jede szene, war nun in worte zu fassen. in wenige worte, in jeweils nur einen einzigen satz. das projekt, das 1968 mit dem vergessenen fotoapparat begann, dauert an, heisst: „Katalog von Allem“ und… aber das führt hier zu weit. lest selbst. lest noch viel mehr. und zwar in diesem buch:

img205 „Schreiben dicht am Leben. Notieren und Skizzieren.“ aus einer schönen neuen reihe im Duden-Verlag. herausgeber ist der schriftsteller Hanns-Josef Ortheil, professor für kreatives schreiben an der Uni Hildesheim. er ist auch autor dieses bandes.

das buch ist eine echte fundgrube – sowohl für schreibende als auch für „nur“ lesende menschen, inspiriert und inspirierend. viele spannende schreibstrategien und -projekte von schriftstellerinnen und schriftstellern werden vorgestellt und zwar knapp, präzise und erhellend. zum schluss eines jeden kapitels gibts schreibaufgaben – also ran! Herr Ortheil meint: „Das Notieren ist … das literarische Koffein par excellence.“ ich glaub es ihm. das büchlein hat mich in den weihnachtsurlaub begleitet und ich hab tatsächlich den schnellen knipsfinger öfter mal gegen das ziemlich eingerostete schreibhändchen getauscht – es stottert und stockt noch, aber – … nun mach ich auch mal wieder nen selbstversuch: eine woche ohne kamera. wolln wir doch mal sehen, was passiert. ach so – noch etwas wunderbares, das aber vielleicht ein bisschen ins geld gehen könnte: jede menge literaturtipps, man möchte sofort losgehen und einkaufen und mehr lesen. gut, dass es zum geburtstag und zu weihnachten so schöne dicke büchergutscheine gab…

in dieser neuen reihe gibt es auch noch:

„Schreiben Tag für Tag. Journal und Tagebuch“ (Schärf/Ortheil) und „Schreiben unter Strom. Experimentieren mit Twitter, Blogs, Facebook & Co.“ (Porombka/Ortheil) – die hab ich aber nicht. noch nicht.

6 Gedanken zu „tipp

  1. carola joswig

    Ohhh wehhhh, das wird teuer ;-))
    Habe meinen Schreibfinger schnell über eine Bücherwunschliste flitzen lassen. Liebe Frau Hagenbach, bitte keine Büchertipps mehr! Mein Geldbeutel jammert, das Bücherregal ächzt. Wo soll das hinführen? Zu Ikea?
    Meine armen Kinder hungern, weil ich a) mein Geld in Bücher investiere und b) keine Zeit/Lust zum Kochen habe. So geht es nicht, halten Sie ein!

    Dankbare Buchjunkiegrüße,Jo

  2. sylvia

    grinzzzz… aber Carola! du wirst natürlich dank der ganzen tollen tipps mit hilfe deines frisch gecoachten schreibefingers ganze massen von geld erschreiben, da kannste dir doch wohln paar kleene bücher leisten;-)))))))))
    nuja…
    liebe grüße
    sylvia

  3. Hermann Josef

    Liebe Sylvia,
    ja am besten jeden Tag schreiben. Auch wenn das schwierig ist, gelingt es annähernd. Ich habe – das ist mein neues Projekt neben den Gedichten – mit einem Roman begonnen. Man muss ja die dunklen Schlossabende füllen :-).
    Und ich habe hier noch Platz für Bücher und keine Kinder mehr, die hungern müssen 😉
    Liebe Grüße von
    Hermann Josef

  4. sylvia

    :-)))… ich versuchs jetzt auch mit dem täglichen wieder; wirklich, ich liebe meine kleine kamera aber sie hat mich richtig faul gemacht… hey, ich bin gespannt auf den roman!
    liebe grüße
    sylvia

  5. sylvia

    au danke sonia, das ist ja schön. mal ganz was
    anderes – die studentin/der student dürfen mit zum interview:-))).
    habs geguckt – hat mir sehr gut gefallen!

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