wir gehen über den hof zu der versteckten tür, die treppe rauf, betreten einen raum, halb küche, halb wohnzimmer, stehen etwas verloren, finden endlich den aufführungsraum, direkt dahinter. nur ein paar stuhlreihen, nix großes, das kommt später. vorn, ganz an der wand zusammengeknäuelt liegt ein großes tuch. schlägt expressive falten, gesichter entdecke ich darin, verknautschte körper.
wir beginnen um 20 Uhr, sagt eine schlanke frau. dann kommen sie rein, schwarz und weiss gekleidet. sofort zeigt sich eine starke präsenz bei allen tänzerinnen und tänzern. sie bewegen sich durch den raum, zeigen sich solo oder im gefüge der compagnie. mal mit, mal ohne musik . das tuch wird zum weg, zum fluss, zur umhüllung, zur verkleidung. zum objekt des begehrens, nach dem gehascht wird, verstohlen oder schüchtern, dreist oder gebieterisch. szenen entfalten sich, geschichten vom alleinsein und all-eins-sein, körper verknoten sich, lösen sich, bilden gruppen, fallen, stehen auf, drehen ein und aus. stimmen. fragen erheben sich: wie will ich leben? so? oder so? als herdenmensch im schutz der gruppe – oder lieber so: ich mach mein eigenes ding, meinen eigenen tanz. sie löst sich aus den immer gleichen, fast militärisch anmutenden bewegungsabläufen des einen bildes, tanzt sich frei, rückschläge inbegriffen, hinfallen, aufstehen, selbst sein. und wieder drin sein. schnell wechseln die bilder, wechseln sich ruhige, aufmüpfige, expressive, fast statische szenen ab. die hände, die füße, die körper, die gesichter – alle jenseits der 50. dennoch jung in ihrer begeisterung, ihrer puren freude, ihrem stillen staunen. im publikum kein hüsteln, kein räuspern, kein rascheln. fast atemlos schauen wir, lassen wir uns einfangen. dann löst sich der bann in einem wilden beifall, tänzer schwitzen, publikum schwitzt. alle glücklich.
http://www.das-tut.de/de/programm/2015/04/10/Golden-Age—Ein-Tanztheaterprojekt-jenseits-der-50-1473
Fast meint man, dabei gewesen zu sein, wenn man dich erzählen hört und die Bilder betrachtet! Wunderbar!
Lieben Gruss ins Heute,
Brigitte
ja, tanzen – meine lebenslust. schön und ausführlich hast dus beschrieben. und alle über 50 das ist doch mal was. mädel dreh dich, mädel dreh dich, mach hoppsassasa…
schön, dass es etwas davon „rüberbringt“… danke!
lieber gruß in den verhangenen tag (hier jedenfalls)
Sylvia
mach ich auch! hoppsassasa:-))). danke!
lieber gruß
Sylvia
kommentar von Sonja:
Muss herrlich gewesen sein, wenn sogar das Publikum schwitzte! Die Fotos zeugen davon. Die älteren Füße könnt ich stundenlang betrachten! Muss dabei an die Füße meiner toten Oma denken, die ich als Kind sah. Unfassbar, dass jemand mit solch wunderbaren, schönen Füßen nie mehr laufen würde…
Gruß von Sonja
dass es sich dir so eingeprägt hat, wie die schönen füße der oma aussahen – das ist wunderbar! und danke für den kommentar…
lieber gruß
Sylvia