da isser

Von | 3. Oktober 2019

erinnerungen an berlinreisen. jedes jahr oktober, vorm mauerfall. danach nur noch hin und wieder. hin und wieder hin und her. nun keine grenzer mehr an der Friedrichstraße, die dein linkes ohr sehen wollen. keine angst mehr, dass dir die geschmuggelten noten und familiengottesdienstentwürfe aus dem unterhosengummi rutschen. kein warten mehr in den eitergelben gängen bis man endlich drüben war. im osten. nicht mehr die sagenhaft preiswerten bücher und platten, gekauft vom täglichen eintrittsgeld. kein schnaps mehr für ne mark. und immer das wahrzeichen vor augen. da konntest du dich nicht verlaufen. von fast überallher kannst du ihn sehen, den hohen turm. ein einziges wanderzeichen mitten in der stadt. und so zogst du und ziehst du durch Berlin, das immer glatter wird. will das nicht verteufeln. aber sie war anders, die zeit mit dem braunkohlengeruch und dem allgegenwärtigen desinfektionsmittelgestank. irgendwie gefühlt grauer und rauer. aber auch – ja was? geselliger? ein wenig erinnerte es mich an die kinderzeit nach dem krieg. irgendwie. die kommt ja auch nicht wieder. ist (n)ostalgie blöd? ja, ich denke schon. schon sehr. wie gut, dass man nun einfach so durch die ganze stadt kann. und wieder raus. und wieder rein. keiner dich fragt, was du hier willst. ob du nicht gefälligst deinen rucksack auspackst. und was das ist und was das ist. und wo du damit hinwillst. wer? wo? was? trotzdem ist da manchmal sowas wie heimweh. wie seltsam. es ist wohl die kinderzeit, die kinderzeit, die an dir zieht.

2 Gedanken zu „da isser

  1. mona lisa

    Ich war in der Zeit, als man noch gefragt wurde nie dort.
    Gefragt wurde ich auf der Klassen-Fahrt nach Prag, als die Grenzer mit (Schäfer-)Hunden neben dem Zug herliefen, die sie auch unter und über die Waggons laufen ließen.
    Mir hat das Angst gemacht, diese Art von Grenze hautnah erfahren zu müssen. Den Aufenthalt in Prag habe ich nur begrenzt genießen können.
    Nun bin ich ab und an in Berlin, ein Sohn wohnt dort und mittlerweile auch einige Freunde und genieße die Stadt, sort wohnen wollte ich nicht

  2. Sylvia Beitragsautor

    auch ich genieße die stadt, wenn ich dort bin, lasse mich vom hohen tempo
    mitziehen und ein bisschen schwindelig machen. und dann genieße ich es, wieder
    daheim zu sein, in einer Stadt, die genau richtig ist, nicht zu groß und nicht zu klein:-)-

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