flattened the curve

Von | 15. Mai 2020

eine aphrodisierende wirkung sagt man vielen dingen nach. für mich ist kunst eines davon. kunst machen. kunst sehen, kunst hören. riechen? schmecken? fühlen? vor jahren öffnete ein großer laden für künstlerbedarf in Hannover. ich ging rein und mir war, als hätte ich mich schlagartig verliebt. knallrot, mit weichen zittrigen knien und fingern schlich ich durch die gänge. farben! papiere! stifte! leinwände! rahmen! bücher! und was nicht noch alles. es dauerte, bis ich mich wieder einkriegte.

gestern wars ähnlich. endlich wieder Kunstmuseum! geöffnet! ich habs vermisst. dachte: guckste mal obs lange schlangen… nein, nix da. so, dann nichts wie los. den lappen über mund und nase und rein in die heiligen hallen. allein allein summte ich vor mich hin in menschenleeren sälen. irgendwann stand ich vor einem gemälde von Emil Schumacher, feurig rot, und mir war heiss, herzklopfen. zog den henkel von einem ohr, ließ den lappen hängen und atmete tief ein. und aus.

und dann! eine aufsichtsperson kam um die ecke und sagte: „würden sie bitte ihre maske aufsetzen?“ „aber, aber – wen bitte soll ich denn hier vergiften mit meinem atem?“ stammelte ich noch. sie blickte streng, von ferne.

ich zog hoch und dachte, ah so geht das also mit „flatten the curve“. schlagartig entregt. noch ein blick zurück in den menschenverlassenen saal – dann schlich ich mich. und fragte mich. und frage mich noch immer.

8 Gedanken zu „flattened the curve

  1. Roswitha

    Schade das manche Menschen nicht abwägen können, sondern sich stur an die Auflagen halten! Solche Menschen waren immer die Mitläufer, die jedes Regime braucht, oder Blockwarte.
    Aber das ändert nicht an deiner Freude über das Bild, deiner vorherigen Stimmung. Wenn es keine Maskenpflicht mehr gibt, kannst du das Museum wieder besuchen.
    Träume dich in diese Stimmung. Lieben Gruß, Roswitha

  2. Sylvia Beitragsautor

    liebe Roswitha, ja, die freude war ja da (und ist sie auch schon wieder).
    es war nur eine richtige „watschen“. aber die menschen allüberall sind
    halt verunsichert. den humor nicht verlieren, wenn er zwischendurch mal
    runterfällt, wieder aufhebe, abpusten – und weitermachen:-))).
    danke dir…
    lieber gruß
    Sylvia

  3. Quer

    Ach, wie abrupt die Stimmung kippen kann in so einem Moment.
    Aber du sagst es ja selber. Den Humor darf man nicht verlieren, auch wenn so eine sture Regelung überhaupt keinen Sinn macht…
    Dein Bild ist das beste Mittel, wieder lachen zu können über sich und andere und über solche Bagatellen hinwegzutanzen mit knallroten Socken.
    Herzlichen Abendgruss,
    Brigitte

  4. Sylvia Beitragsautor

    ja, stimmt, rummmmms hats gemacht!
    aber lachen ist gesünder als maulen:-))).
    oder granteln. dann lieber richtig roaaaaaaar brülln.
    oder halt tanzen… oder singen.
    liebe grüße zur guten nacht
    Sylvia

  5. mona lisa

    Vielleicht waren Menschen auf dem Bild 😉
    Ja, Zucht und Ordnung und wo kämen wir denn da hin …
    Es gibt sie immer noch und überall.
    Menschen, die Regeln nicht hinterfragen, sondern einfordern,
    vielleicht gibt es ihnen ein Gefühl von Macht …
    Doch das Positive des Besuchs scheint ja dennoch zu überwiegen.
    Herzliche Morgengrüße

  6. Sylvia Beitragsautor

    :-)nee, keine menschen auf dem bild…
    na, manche haben vielleicht auch etwas panik,
    dass irgendwas passiert, was sie dann „verursacht“ haben.
    was auch immer. wahrscheinlich pendelt es sich auch wieder
    ein. hoff ich. danke dir, hab ein gutes wochenende!
    lieber gruß
    Sylvia

  7. Hausfrau Hanna

    Das tönt,
    liebe Sylvia,
    völlig unverhältnismässig…
    Bei uns ist sind die Verordnungen (!) glücklicherweise nicht so strikt. Masken werden empfohlen, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann.

    Humor in solchen Situationen hilft. Meistens jedenfalls.
    Und das Kunsterlebnis kann dir ohnehin niemand trüben, das wirkt tiefer nach.

    Lieben Gruss ins Wochenende
    Hausfrau Hanna

  8. Sylvia Beitragsautor

    so ist es! und ich bin ziemlich sicher,
    es war ein einzelfall an übereifrigkeit:-).
    das kunsterlebnis, du hast recht, wirkt tatsächlich
    tiefer nach…
    hab ein feines wochenende am Rheine!
    lieber gruß
    Sylvia

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